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Nitrat und (Grund-)Wasser: ein Problem, viele Lösungsstrategien.

Internationale Experten diskutieren Managementstrategien im Rahmen des ABC/J-Expertengesprächs.

Vor einem guten Jahr reichte die Europäische Kommission Klage gegen Deutschland wegen mutmaßlicher Versäumnisse beim Grundwasserschutz ein. Auch heute wird der geltende Grenzwert von 50 mg/l Nitrat an rund 18 % der deutschen Messstellen immer noch nicht eingehalten. Als hauptverantwortlich hierfür gilt die Landwirtschaft. Insbesondere die Ausbringung tierischer und mineralischer Dünger, zunehmend aber auch Gärreste aus der energetischen Verwertung von Biomasse, haben vielerorts eine Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen und damit zu hohe Nitratgehalte des Grundwassers zur Folge.

© Geoverbund ABC/J │ Forschungszentrum JülichDas ABC/J-Expertengespräch bringt aktive WissenschaftlerInnen mit Verantwortungsträgern aus der Gesellschaft zusammen und bietet eine Dialogplattform zum Erfahrungsaustausch. Dementsprechend wurde ausreichend Zeit für Diskussionsrunden eingeplant.
Copyright: Geoverbund ABC/J │ Forschungszentrum Jülich

Aufgrund der Aktualität und Brisanz des Themas - Deutschland drohen im Fall einer Verurteilung Strafen in sechsstelliger Höhe pro Tag - lud der Geoverbund ABC/J vom 29.-30. November 2017 zum Expertengespräch nach Köln. Entscheidungs- und Verantwortungsträger folgten der Einladung zu der als Dialogplattform konzipierten Veranstaltung. „Uns freut besonders, dass neben WissenschaftlerInnen auch VertreterInnen aus Ministerien, den Landes- und Kommunalbehörden, der Wasserversorger, der Wasserverbände, der Landwirtschaftskammern und Agrarverbände, freier Ingenieurbüros sowie Landwirte an der Veranstaltung teilnehmen“, so Prof. Frank Wendland, Organisator des diesjährigen Expertengesprächs und Leiter der Arbeitsgruppe „Modellierung und Management von Flusseinzugsgebieten“ am Forschungszentrum Jülich. Ein Ziel des ABC/J-Expertengesprächs war es, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteure zusammenzubringen und ihnen neue Impulse für ihre Arbeit mit auf den Weg zu geben.

Die 85 internationalen TeilnehmerInnen informierten sich in 18 Fachvorträgen über die aktuelle Belastungssituation des Grundwassers mit Stickstoff in Deutschland, seinen europäischen Nachbarländern und in Kalifornien, USA. Wendland: „In Nordwestdeutschland, aber auch in unseren Nachbarländern Dänemark, den Niederlanden und Belgien, treten vor allem dort fast flächen-deckend zu hohe Nitratgehalte auf, wo wir hohe Viehbestände haben. Trotz eines in den letzten Jahren deutlich gesteigerten Ausnutzungsgrades von organischen Stickstoff-Düngern und verbesserter Managementkonzepte kann die schiere Menge, der in der Viehwirtschaft anfallenden tierischen Aus-scheidungen als ein Hauptgrund dafür angesehen werden, dass die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie noch nicht erreicht werden.“

Darüber hinaus standen auch die Auswirkungen der Stickstoffdüngung auf Fließgewässer und Meere sowie der gegenseitige Erfahrungsaustausch zu unterschiedlichen Managementstrategien im Fokus der eineinhalbtägigen Veranstaltung. Am Ende ist eines klar: Eine „Patentlösung“ gibt es nicht. Grund hierfür sind ins-besondere die unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten in den betroffenen Gebieten. Dies zeigt beispielsweise ein Vergleich der Nitrat-Belastungssituationen innerhalb Deutschlands, aber auch mit Slowenien und Griechenland.
Wie geht es in Deutschland zukünftig weiter? Wendland: „Möglicherweise wird es in einigen Regionen dazu kommen, dass die Umweltqualitätsziele auch bei einer Verschärfung des derzeitigen Ordnungsrechtes nicht erreicht werden können. Generell müssen daher insbesondere regionale Lösungsansätze in den verschiedenen Tierhaltungs-, Ackerbau- und Sonderkulturregionen weiter ausgebaut werden.“

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